Der Darm und Darmbakterien

                                     

"Gesunder Geist nur mit gesundem Darm"

                                                      Robert Barring

 

Konzept Darm

Dünndarmzotten

 

 

Das Ökosystem Darm

(The human microbiome)

 

Kommt Ihnen das bekannt vor?

 

  • Völlegefühl
  • Sodbrennen
  • Stuhlunregelmäßigkeiten (Verstopfung oder Durchfall)
  • Blähungen
  • Magenkrämpfe
  • Übelkeit und Probleme nach der Nahrungsaufnahme
  • Spannungsgefühl im Leib
  • Gefühl der inkompletten Stuhlentleerung
  • Schmerzen im Ober- und Unterbauch
  • unklarer Hautausschlag
  • Neurodermitis 
  • Allergien
  • Depressive Episoden und Bauchprobleme
  • Brainfog
  • Chronische Müdigkeit
  • Unklare Mangelzustände
  • Hitzegefühl/Flush
  • Unklare Allergien/Urticaria und keiner findet etwas

 

Diese Beschwerden werden häufig als Reizdarmsyndrom abgetan oder in diesem Zusammenhang erwähnt.

Es werden viele Untersuchungen gemacht und keiner findet etwas...

 

Der Hintergrund dieser Symptome, und dies ist mein besonderer Blick aus dem Winkel der Komplementärmedizin, geht häufig mit bakteriellen Fehlbesiedlungen der Darmwand, Pilzbesiedlungen oder Nahrungsmittelunverträglichkeiten bishin zur Mikrocolitis (subklinische Darmentzündung) und erhöhter Durchlässigkeit der Darmwand einher.

 

Auch Schlafstörungen, Konzentrationsstörungen bis hin zu Depressionen werden häufig beim Reizdarmsyndrom beobachtet.

 

Viele Patienten die meine Praxis wegen solcher Beschwerden aufsuchen klagen über die oben beschriebenen Symptome.

Außerdem haben sie schon ein oder mehrere Magen- oder Darmspieglung ohne krankhaften Befund hinter sich und sind verzweifelt.

 

Die Ärzte sagen: "Sie sind völlig gesund."

Die Patienten denken dann: "Ich bilde mir das doch nicht ein, oder ist es etwa doch meine Psyche?"

 

Oft liegen hier Störungen des Darmsystems zugrunde. Dazu einige wichtige Grundlagen:

 

  • Der Darm hat die mit Abstand größte Körperoberfläche mit 300-400qm (zum Vergleich: Lunge und Bronchien 100qm, Haut außen 2qm).
  • Nirgendwo ist der Kontakt zwischen Körper und Umwelt, zwischen Innen und Außen, intensiver als im Darm.
  • 80% des Immunsystems sitzt direkt am Darm und wird durch die Darmflora geschützt und stimmuliert.
  • Die Darmflora umfasst mehr Bakterien als wir Körperzellen haben. Ohne diese Bakterien können wir nicht Leben.
  • Ist die Bakterienflora z.B. über Stress oder Antibiotikagaben gestört, dann geht auch dem Menschen schlecht.

 

Neueste Untersuchungen zeigen, dass unser Körper mit den Darmbakterien eine Art Superorganismus bildet.

 

Das bedeutet: Gemeinsam mit den Darmbakterien werden wir zu einem besseren, wiederstandsfähigerem Organismus. Die Darmbakterien steuern unsere Genaktivität, Immunfunktionen und auch wichtige Vorgänge im zentralen Nervensystem (Gut-Brain-Axis). Letztlich geht es uns nur so gut, wie es unserer Darmflora geht. Bei verschiedenen Erkrankungen wie z.B. Colitis, Multiple Sklerose, Alzheimer, Diabetes Mellitus und Autismus wurde eine 100%-ige Korrelation zwischen massiven Störungen der Darmflora und diesen Erkrankungen gefunden.

 

Das heißt:

Alle Patienten mit solchen Erkrankungen weisen auch massive Störungen der Darmflora auf! Im Grunde kann abgeleitet werden, dass bei jeglicher Form von chronischer Erkrankung die Darmflora untersucht werden sollte.

 

Der Darm, es wird auch vom "Darmhirn" gesprochen, hat mehr Neuronen als das gesamte Rückenmark.

 

Mit Hilfe der Darmbakterien und durch aktiven Transport findet hier eine hochselektive Nährstoffaufnahme statt, um den Körper mit Vitaminen, Mineralien, Spurenelementen und Hormonvorstufen (z.B. Vorstufen des Glückshormones Serotonin) zu versorgen. Das Haut-Haare-Nägel- Vitamin Biotin wird z.B. komplett über die Bakterien gebildet.

 

Hippokrates schrieb: “Der Tod sitzt im Darm“

 

Modernste Forschungsergebnisse zeigen, dass der Darm bei vielen Erkrankungen involviert ist. Dabei müssen die Erkrankungen nicht einmal im Darm lokalisiert sein. Autoimmunerkrankungen, chronisch entzündliche Erkrankungen, bishin zu Krebserkrankungen gehen häufig mit einer Störung des Mikrobioms und der Darmwand einher.

 

Damit das Ökosystem Darm seine Aufgaben erfüllen kann, müssen folgende Voraussetzungen erfüllt sein:

 

1. Eine gesunde Darmflora, die den Darm besiedelt (Mikrobiom).

2. Eine gesunde Schleimhaut, die die Grenzfunktion gut erfüllt, als letzte Schicht zwischen Innen und Außen auf 300-400qm.

3. Die Bildung von IgA, dem Antikörper auf Schleimhäuten.

4. Eine intakte Schleimschicht auf der Schleimhaut.

 

 

Die Darmflora (Mikrobiom des Darmes)

 

Ein Neugeborenes hat einen fast sterilen Darm. Erst bei bzw. nach der Geburt siedeln sich Bakterien im Darm an. Bei einer natürlichen Geburt spielt deshalb eine gesunde Vaginalflora der Mutter eine wichtige Rolle, denn die Bakterien aus dem Vaginaltrakt gelangen auch in den Verdauungstrakt des Kindes.

 

Es ist heute bewiesen, dass die Mikroflora wie ein genetischer Fingerabdruck einzigartig bei jedem Menschen ist. Das heißt, jeder Mensch hat eine eigene einzigartige Flora, die seinen Darm besiedelt.

Die gesunden Bakterien schützen den Darm vor einer Überwucherung von pathogenen, also krankmachenden Bakterien, Pilzen oder Viren (Kolonisationswiderstand) und modulieren das Immunsystem.

Die Flora eines gesunden Erwachsenen wiegt ca. 1,5 kg. Es handelt sich um ca. 10000 Spezies. Insgesamt reden wir von ca. 100 Billionen Mikroorganismen, die im Darm leben. 

 

Im Dünn- und Dickdarm befindet sich die größte Anzahl der Bakterien. Hier leben zu 90% aeroben Bakterien (Bakterien, die zum Überleben Sauerstoff benötigen). Die Flora der Darmwand setzt sich aus aeroben und anaeroben Keimen zusammen, wobei im aeroben Bereich E.coli und Enterokokken dominieren. Sie werden mit Sauerstoff aus den Schleimhautzellen versorgt. Im Dündarm sind anaerobe Bacteriodetes, Bifidobakterien oder Laktobazillen vorhanden.

 

Durch innovative gentechnischen Untersuchungsverfahren (PCR, Sequenzierung) wurden vor kurzem erstmals weitere Keime gefunden, die sehr wichtig für unsere Gesundheit sind: Faecalibacterium Prausnitzii, Akkermansia Muciniphila, Eubacterium halii und viele andere. Diese wirken schützend und stabilisierend, weil sie entzündungshemmende Stoffe (Hemmung von NFkB) und Nährstoffe für die Darmwand zur Verfügung stellen (Butyrate) und außerdem die wichtige Mucosbildung anregen.

Und das hat eine positive Wirkung auf den gesamten Körper!

 

Durch diese neuartigen Stuhluntersuchungsmethoden kommt es jetzt zu einer wahren Flut an neuen Studien zur Erforschung des humanen Mikrobioms. Dadurch werden immer weitere fantastische Zusammenhänge zwischen Mikrobiom und Gesundheit festgestellt   ...eine Revolution ist im Gange!

 

 

Gesunde Darmflora auf Dünndarmzotte

 

Das wichtige Darm-Gleichgewicht kann empfindlich gestört werden, z. B. durch Einnahme von Antibiotika (s. Bildbeispiel), Fehlernährung, andere Medikamente wie Cortison, Psychopharmaka etc., Schwermetalle (wie Blei, Cadmium Quecksilber), Leber-, Gallenblasen-, u. Pankreaserkrankungen, Stress/Burn-out-Syndrom oder Infekte des Magen-Darm-Traktes (z. B. Salmonellen-Infektionen).

 

Eine aktuelle Studie aus Graz (Österreich) zeigt, dass allein dauerhafter übermäßiger Stress ausreicht, um die Darmflora massiv zu verändern.

 

gestörte und fehlbesiedelte Darmwand (Fäulnisskeime)

 

Die Schleimschutzschicht  und IgA- Antikörper --> (Schutz)

 

Über den Schleimfilm wird der IgA- Antikörper in das Darmlumen abgegeben. Das IgA bindet im Darmlumen Antigene von Bakterien, Viren und Pilze und Fremdantigene. Somit können diese Antigen- Antikörperkomplexe ausgeschieden werden und gelangen nicht durch die Schleimhaut. Durch Kommunikation der gesunden Darmflora mit den Lymphfollikeln (Abwehrzellen) hinter der Schleimhaut (Peyerschen Plaques) kommt es zur Bildung des IgA’s. Wichtig hierfür sind beispielsweise die E. coli-Stämme. Der Schleim schützt des weiteren die Schleimhaut unter dem Schleimfilm. Durch den Schleim wird der Nahrungsbrei richtig eingedickt und kann besser durch das Darmlumen bewegt werden.

 

 

Die Epithelschicht --> (Letzte Barriere vor Eintritt in den Körper)

 

Hier findet der Nährstoffdurchtritt vom Darmlumen in den Blut- und Lymphkreislaufkreislauf statt. Dabei ist es wichtig, dass die Integrität dieser Grenzschicht intakt ist. Es kann zu Mikroentzündungen unter dieser Grenzschicht kommen (Mikrocolitis).

In der Folge kommt es zu einer erhöhten Durchlässigkeit der Darmwand und somit zum Übertritt von Stoffen in den  Organismus, die unter gesunden Bedingungen nicht in den Körper eintreten könnten. Wir nennen das Leaky-Gut-Syndrome – das Syndrom der erhöhten Durchlässigkeit der Darmschleimhaut. 

 

Der Übertritt von unerwünschten Stoffen belastet wiederum unsere Leber und unser Immunsystem.

 

Unter ungünstigen Bedingungen kann das auch leichte Erhöhungen der Leberwerte verursachen oder versteckt laufende leichte Entzündungen (Silent Inflammation) fördern. Beides bedeutet eine hohe Stressbelastung für den Körper.

 

Eine erhöhte Durchlässigkeit der Darmschleimhaut bedingt außerdem eine Malabsorption von o.g. wichtigen Mikronährstoffen. Das führt zu Vitamin-, Mineral-, und Spurenelement-Mängeln, bishin zu Neurotransmitter- und Hormonmängeln (weil dann die Vorstufen fehlen). Als Folge leiden wir unter unspezifischen Mangelerscheinungen, fühlen uns müde, unwohl und energielos. Außerdem können sich manifeste chronische Erkrankungen verschlechtern.

 

Durch ein Leaky Gut Syndrom kann auch die Blut-Hirn-Schranke durchlässiger werden. Unser empfindliches Gehirn kann dadurch vermehrt Stress oder Giftbelastungen ausgesetzt sein und durch nachfolgende Immunprozesse Schaden nehmen. Klinisch zeigen sich dann Gedächtnissstörungen, Brainfog, Depression, bishin zu Alzheimer-Symptomen.

 

Wichtig ist außerdem zu wissen, dass der Transport von einigen Nährstoffen, wie beispielsweise den Aminosäuren (feinste Eiweiss- Partikel, aus denen z.B. Immunstoffe, Hormone und Zellgrundsubstanz gebildet werden), energieverbrauchend ist. Das heißt, die Darmzellen sind auf eine intakte mitrochondriale Funktion zur Gewinnung von Energie angewiesen (Mitrochondrien sind die „Kraftwerke“ der Zelle, in denen Energie gewonnen wird). Auch hier kommt es also ganz grundsätzlich zu einem Substratmangel, mit all seinen Folgen.

 

Jetzt können Sie sich gut vorstellen, dass bei einem Ungleichgewicht in diesem System ganz unterschiedliche Erkrankungen angestoßen werden können, die in ihrer Diagnostik und Therapie für Ärzte und Patienten oft schwer zu erkennen sind.

 

Über ein ausführliches Anamnesegespräch verbunden mit einer speziellen Stuhluntersuchung und einem Bluttest kann ich mir ein Bild über das System machen und eine dezidierte Therapie erstellen.

 

Dieses Konzept sollte eine Basisdiagnostik bei allen chronischen Erkrankungen und Gesundheitsstörungen darstellen.

 

Ziel ist es, eine gesunde Darmflora und eine intakte Darmwand wieder herzustellen und damit auch die Funktion des gesamten Systems zu stärken.

 

 

Ein gesunder Darm ist die Voraussetzung für einen gesunden Körper und Geist.

 

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© Robert Barring